EIN ANDERER UNIVERSALISMUS

In letzter Zeit haben verschiedene Weltereignisse aufgezeigt, dass es Veränderungen dazu gibt, wie Menschen die Probleme der Globalisierung angehen. Es ist deutlich geworden, dass die Ausgestaltung der internationalen Beziehungen in verschiedener Hinsicht die Bedürfnisse normaler Menschen nicht zufriedenstellend erfüllt. In einigen Fällen haben die Lösungsversuche zu einem Anwachsen des Nationalismus und der Spannungen zwischen den Völkern geführt. Die Welt scheint auf einen Zuwachs an Hass und Intoleranz zuzusteuern.

Vielleicht mögen einige meinen, dass die Globalisierung an sich Schuld daran ist. Ich und viele andere sind jedoch der Meinung, dass das Problem die Art und Weise ist, wie die internationalen Beziehungen organisiert sind, nämlich durch die Vorherrschaft einer bestimmten Kultur, einer Nation, eines geografisches Gebiets, und – als offensichtliches Symbol für diese Vorherrschaft – auch die Dominanz einer einzigen Sprache als Grundlage der Globalisierung.

Es ist jedoch auch eine andere Globalisierung möglich, eine, in der Menschen sich gleich fühlen und die gleichen Rechte haben, in denen die jeweiligen Großmächte ihre Kulturen nicht dem Rest der Welt aufdrängen. Der Universalismus muss diese Krise überleben, genauso wie der Wunsch, der Menschheit nahe zu kommen – ohne Grenzen und Mauern. Denn diese Werte sind nicht für die Mängel des aktuellen Prozesses verantwortlich.

Ein gutes Beispiel dafür, dass eine andere Lösung möglich ist, ist der Fortbestand und die Lebhaftigkeit der internationalen Sprache Esperanto. Sie erweist sich seit vielen Jahren als ein wirksames Instrument der Kommunikation zwischen den Menschen in der ganzen Welt, ohne dass diese ihre eigene Sprache aufgeben müssten, und ohne das Gefühl, welches wir alle erfahren, wenn wir die Sprachen anderer Nationen sprechen: Das Gefühl, dass wir in einer untergeordneten Stellung sind. Wenn wir mit anderen Menschen Esperanto sprechen, fühlen wir, dass wir eine gemeinsame Grundlage haben, dass wir gleich sind, und dass wir dabei Gefühle der Freundschaft erleben können, die die Grenzen, die uns trennen, überwinden.

Esperanto ist der perfekte Beweis, dass es möglich ist, auf andere Art und Weise mit der ganzen Welt in Beziehung zu stehen, und dass der Universalismus und das Gefühl der Gemeinschaft zwischen den Menschen des Planeten nach wie vor Gültigkeit besitzt, aber dass wir einen anderen Weg finden müssen, dies zu organisieren. Jetzt ist nicht der Moment, um weitere Mauern zu schaffen, wir müssen nur andere Wege finden, um die jetzigen zu überwinden.

José Antonio del Barrio.
Der Text wurde zum ersten Mal (in Esperanto!) in der lokalen spanischen Zeitung Diario de Teruel veröffentlicht.
Der deutsche Text (übersetzt von Marcos Cramer) erschien in der Ausgabe 1/2019 der Unitarischen Blätter.
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